Lufthansa: Es drohen Engpässe auf ehemaligen Air-Berlin-Strecken

In vier Tagen stellt Air Berlin den Flugbetrieb endgültig ein. Lufthansa kann sich vor Buchungen kaum retten.
Lufthansa Airbus A319-114
© Lufthansa

Gestern teilte der Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister der «Berliner Morgenpost» mit, dass Engpässe auf gewissen Strecken nach dem Aus von Air Berlin entstehen könnten. Lufthansa könne die grosse Nachfrage auf vielen Strecken nicht abdecken. Als Begründung sagte Hohmeister, es seien nicht per sofort beliebig viele Flugzeuge, Crews und Slots verfügbar. Da sich Lufthansa ohnehin momentan vor den vielen Buchungen kaum retten kann, hatte der Konzern bereits mitgeteilt, die Tickets des ehemaligen Konkurrenten trotz Teilübernahme derselben nicht zu akzeptieren und damit entsprechende Forderungen aus der Politik abgewiesen.

Noch vier Tage bis zum Aus von Air Berlin
Denn: Air Berlin stellt in vier Tagen den Flugbetrieb komplett ein. Lufthansa wird auf vielen innerdeutschen Strecken nun die einzige Anbieterin sein – dementsprechend eng wird es mit den Kapazitäten. So hat der Lufthansa Konzern bereits angekündigt, Langstreckenflugzeuge nach Berlin einzusetzen. «Das ist natürlich betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll», aber es sei notwendig, um der Nachfrage gerecht zu werden, so Hohmeister. Zudem werde es Zeiten geben, zu denen nur 60 oder 70% der Nachfrage gedeckt seien, erklärte der ehemalige Swiss-CEO.

Exklusivität der Verhandlungen mit Easyjet aufgehoben
Derweil fordert die Gewerkschaft Verdi vehement eine Auffanggesellschaft für die Mitarbeiter von Air Berlin – eine solche Transfergesellschaft soll Beschäftigten, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, den Übergang in neue Anstellungsbedingungen ermöglichen. Die Lufthansa lehnte eine Beteiligung an der Auffanggesellschaft bisher ab. Währenddessen laufen die Gespräche über die restlichen Teile von Air Berlin weiter. Lufthansa hatte sich ja bekanntlich die Filetstücke Niki und LGW Walter gesichert. Über das Wochenende teilte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann mit, dass die «Exklusivität» der Verhandlungen mit Easyjet nicht mehr gegeben sei – das heisst, dass auch mit anderen Interessenten wie zum Beispiel Condor verhandelt werden könnte.

Verluste im ersten Halbjahr immens
Die Verluste von Air Berlin seien in den ersten sechs Monaten auf fast EUR 447,6 Mio. gestiegen – gut EUR 163 Mio. mehr als im Vorjahreszeitraum. Dies meldet «Aeroliners.de». Die Schuldenberg soll per 30. Juni rund EUR 1,9 Mia. betragen haben. (ES)