Swiss-Chef Klühr: «Ich verstehe die derzeitige Aufregung nur begrenzt»

Klühr sieht Swiss weder in einer Monopolstellung, noch würde die Airline die Preise aufgrund der Air-Berlin-Pleite in die Höhe treiben.
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Swiss-CEO Thomas Klühr wehrt sich gegen den Vorwurf, die Airline erhöhe die Preise nach der Air-Berlin-Pleite. Das stimme so nicht – das Buchungssystem reagiere auf die hohe Nachfrage mit einer Reduktion der billigen Klassen. Dies sei der übliche Mechanismus einer Marktwirtschaft. «Doch wir wollen diese Situation nicht ausnutzen», bekräftige Klühr im Interview mit der «NZZ am Sonntag». Vielmehr versuche Swiss, durch eine deutliche Erhöhung des Angebots auf einigen Strecken gegenzusteuern. «Ich muss deshalb sagen, ich verstehe die derzeitige Aufregung nur begrenzt.»

Klühr sieht keine Monopolstellung in Zürich
Dass die Lufthansa-Gruppe ab Zürich eine Monopolstellung innehabe, sieht der Swiss-Chef anders; es sei völlig normal, dass ein Hub-Carrier aus seinem Heimatmarkt heraus viele Strecken alleine betreibe. «Wichtig ist: Jede der von uns angeflogenen Strecken steht jedem Mitbewerber offen», so Klühr. Dass 2017 ein gutes Jahr für Swiss werden wird, führt er primär auf die wesentlich ökologischeren Flugzeuge sowie die Grösse der Lufthansa-Gruppe beim Einkauf zurück. Ferner habe man einen starken Markt, einen wieder schwächeren Franken und einen relativ günstigen Kerosinpreis, was kumuliert auf ein gutes Ergebnis hoffen lasse.

Billigairlines auf der Langstrecke keine wirkliche Gefahr
Ausbaupläne in Form von neuen Langstreckenflugzeugen hege die Airline nicht. Swiss wachse primär mit zusätzlichen Kapazitäten dank grösseren Flugzeugen. Darüber hinaus werde der Konzern fünf Kurzstreckenflugzeuge länger als geplant betreiben. Dass immer mehr Airlines auch Low Cost auf der Langstrecke anbieten, sieht Klühr nicht als ernsthafte Gefahr: «Ich denke nicht, dass sich die Erfolgsgeschichte der Low Coster auf der Kurzstrecke so wiederholen lässt.» Dagegen sprächen gewisse limitierende Produktionsfaktoren.

Engpässe am Flughafen Zürich als Problem
Als problematisch sieht Klühr jedoch die drohenden Engpässe am Flughafen Zürich. «Die Infrastruktur kann das zukünftige Wachstum nicht mehr bewältigen. In spätestens zehn Jahren stossen wir hier an eine Grenze», erläutert der Swiss-Chef. Mit dem Sachplan Infrastruktur 2 seien zwar ein «paar Stellschrauben» positiv verändert worden – doch diese würden erst in acht Jahren greifen. «Wir brauchen sie jetzt, um den heutigen Bedarf abzudecken und um die Verspätungsthematik in den Griff zu bekommen.» Es erstaunt ihn, dass ein Land wie die Schweiz diesen Engpass einfach auf sich zukommen lasse. Die verschiedenen Interessenlager würden sich so blockieren, dass sich dies derzeit nicht auflösen lasse. Fazit: «Wachstum wird auf jeden Fall stattfinden – die Frage ist nur wo.»

Schwarze Null 2018 als Bedingung für Standort Genf
Betreffend dem Standort Genf zeigt sich Klühr nach wie vor optimistisch. «Ich bin sehr zufrieden und zuversichtlich, dass wir das Ziel einer schwarzen Null Ende 2018 erreichen werden.» Das sei die Bedingung dafür, dass Swiss auch in Zukunft in Genf bleiben werde. (ES)