Swiss plant massiven Abbau

780 Jobs werden gestrichen und 15 Flugzeuge ausgeflottet.
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Man hatte einen massiven Abbau bei Swiss erwartet, jetzt ist der Umfang klar: 650 Stellen sollen gestrichen werden, zusätzlich zu denen, die bereits bis Ende dieses Jahres abgebaut werden. Betroffen wären bis zu 780 Mitarbeitende. Und die Flotte von heute mit 90 Flugzeugen wird um 15 Jets verkleinert. Damit sollen insgesamt CHF 500 Mio. eingespart werden.

Auch ein Jahr nach Ausbruch der weltweiten Corona-Pandemie verharrt der Flugverkehr noch immer auf sehr tiefem Niveau. Mittelfristig erwartet Swiss bei der Gesamtnachfrage einen strukturellen Rückgang von 20%. 

Dieter Vranckx, CEO von SWISS: «Es zeichnete sich immer klarer ab, dass sich der Markt strukturell verändern wird und trotz frühzeitig eingeleiteter Massnahmen unsererseits eine Restrukturierung von Swiss leider unumgänglich zu sein scheint.» 

«Mit unserem neuen strategischen Programm Reach richten wir uns an die veränderte Marktsituation aus. Dieses beinhaltet unter anderem die Redimensionierung und Transformation, wodurch nachhaltig insgesamt rund CHF 500 Mio. eingespart werden sollen. Ziel ist es, den Bankenkredit zeitnah zurückbezahlen und unsere Wettbewerbs- und Investitionsfähigkeit nachhaltig sicherstellen zu können», so Vranckx weiter. 

Flotte wird voraussichtlich um 15 Prozent verkleinert 

Die Flotte von 90 eigenen und den im Auftrag für Swiss operierenden Flugzeugen von Helvetic Airways (Wetlease) wird an den Nachfragerückgang angepasst und voraussichtlich um 15% gegenüber 2019 verkleinert. Auf der Kurz- und Mittelstrecke würde sich die Anzahl Flugzeuge durch die Ausflottung von Maschinen der Airbus A320-Familie und dem Abbau im Wetlease-Bereich demnach von 69 auf 59 reduzieren. Im Langstreckenbereich beabsichtigt Swiss die Flotte von 31 auf 26 Flugzeuge zu verkleinern. Dabei würden fünf Flugzeuge aus der Airbus-Familie ausser Betrieb genommen werden.  

Frequenzen werden reduziert

Infolge der rückläufigen Nachfrage müssen sowohl auf der Kurz- und Mittelstrecke als auch im Langstreckenbereich die Frequenzen gegenüber 2019 voraussichtlich reduziert werden. Zudem würden einzelne interkontinentale Direktverbindungen vorerst nicht mehr aufgenommen werden können. Die vom Bund im Zusammenhang mit dem verbürgten Bankenkredit eingeforderte standortpolitische Auflage, das Flugangebot von Swiss proportional zu demjenigen der Lufthansa Group Airlines zu entwickeln, würde dabei eingehalten.  

Bis zu 780 Mitarbeitende könnten betroffen sein 

Die beabsichtigte Verkleinerung der Flotte und die Einleitung weiterer Massnahmen würden sich auch auf die Grösse des Personalbestands von Swiss auswirken. Bis Ende 2021 werde die Airline bereits mehr als 1000 Vollzeitstellen durch natürliche Fluktuation und freiwillige Massnahmen abgebaut haben, ein weiterer Personalabbau sei aber voraussichtlich dennoch nicht zu vermeiden.

Im Rahmen der beabsichtigten Redimensionierung könnten bis zu 780 Mitarbeitende (650 Vollzeitstellen) betroffen sein, davon rund 200 beim Bodenpersonal, 60 in der Technik, 400 beim Kabinenpersonal und 120 im Cockpit. Die allfällige Reduktion dieser insgesamt rund 1700 Vollzeitstellen würde einem Minus von über 20% gegenüber 2019 entsprechen.

Dieter Vranckx

Aufgrund der strukturellen Veränderung im Markt würde diese Massnahme unabhängig von einer allfälligen Verlängerung der Kurzarbeit getroffen werden müssen. Vranckx: «Ich bedaure ausserordentlich, dass wir nach vielen Jahren des Erfolgs mit einem grossartigen Team einen derart schmerzhaften Schritt in Erwägung ziehen müssen. Leider bleibt die Situation äusserst anspruchsvoll und erfordert weiterhin eine hohe Kostendisziplin und -effizienz. Wir sind aber überzeugt, dass wir durch die geplante Restrukturierung gestärkt aus dieser Krise herauskommen würden, um auch im New Normal wieder nachhaltig erfolgreich zu sein.»  

Konsultationsverfahren eingeleitet 

In dem nun eingeleiteten Konsultationsverfahren werde zusammen mit den Sozialpartnern, Mitarbeitenden und deren Vertretungen nach weiteren Lösungen gesucht, um die Zahl allfälliger betriebsbedingter Kündigungen so niedrig wie möglich zu halten und einen beabsichtigten Abbau sozialverträglich zu gestalten. Damit wäre auch die politische Auflage im Zusammenhang mit dem Bankenkredit erfüllt.

Für alle Personalkörper – ausser für das Cockpitpersonal – bestehen bereits Sozialpläne. Da der heute gültige Gesamtarbeitsvertrag für das Cockpitpersonal einen Kündigungsschutz beinhaltet, muss aufgrund des strukturellen Personalüberhangs mit dem Berufsverband Aeropers eine Lösung am Verhandlungstisch gefunden werden.  

Das Konsultationsverfahren und die Evaluationsphase werden voraussichtlich Mitte Juni abgeschlossen sein. Im Anschluss daran werde Swiss den Beschluss kommunizieren. 

Weiterhin stark ab Zürich und Genf 

Swiss wolle auch nach dem geplanten Abbau einen Grossteil des Streckennetzes anbieten. Sie halte an ihren beiden Standorten am Hub Zürich und in Genf fest. Auch die Premiumpositionierung bleibe bestehen. So wird Swiss beispielsweise auch in Zukunft auf allen Langstreckenflügen eine First Class anbieten. (TI)