Swissport boxt sich aus Notlage

Internationale Investoren steigen beim krisengeschüttelten Flughafendienstleister ein.
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Swissport kann aufatmen. Für die selber in finanziellen Engpässen steckende chinesische Besitzerin HNA springt eine Gruppe internationaler Investoren in die Bresche. Nach Abschluss der geplanten Refinanzierung wird die Investoren-Gruppe auch die Kontrolle über die ehemalige Swissair-Tochter übernehmen.

Geplant ist ein sogenannter «debt-for-equity-Swap», bei dem Schulden gegen Anteile am Unternehmen getauscht werden, teilte Swissport am Montag mit. Bei den Geldgebern handelt es sich um sechs Private Equity-Gesellschaften aus Grossbritannien und den USA sowie die britische Bank Barclays.

Die Verschuldung sinkt

Mit der geplanten Transaktion, die bis Ende Jahr abgeschlossen werden soll, sinkt die Verschuldung um EUR 1,9 Mia., teilte Swissport am Montag mit. Neben einer bereits angekündigten kurzfristigen Finanzspritze von EUR 300 Mio. stellen die Investoren eine neue langfristige Kreditfazilität von EUR 500 Mio. zur Verfügung.

Swissport ächzte bereits vor Ausbruch der Krise unter einem Schuldenberg von EUR 2,1 Mia. Und wie andere flugnahe Betriebe leidet Swissport stark unter den Folgen der Corona-Pandemie. Alleine im zweiten Quartal 2020 brach der Umsatz um 70% auf EUR 236 Mio. ein und der operative Verlust summierte sich auf EUR 67 Mio.

HNA gibt Anteile ab

HNA wird nach Abschluss der Transaktion keine Anteile mehr an Swissport halten. Überraschend kommt dieser Besitzerwechsel nicht. Bereits im Mai war bekannt geworden, dass die überschuldete chinesische Gruppe keine weiteren Mittel in die ehemalige Swissair-Tochter einschiessen wird.

Damit endet ein weiteres Gastspiel von HNA in der Schweiz nach knapp fünf Jahren. Davor hatten sich die Chinesen beim Bordverpflegungs-Unternehmen Gategroup verabschiedet und eine grössere Beteiligung am Reise-Detailhändler Dufry verkauft. Und Medienberichten zufolge sucht HNA auch für die verbliebene Beteiligung an SR Technics einen neuen Besitzer.

Der Kampf ums Überleben geht weiter

Swissport sieht sich aber auch nach dem jüngsten Besitzerwechsel mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Das Unternehmen hat seit Jahresanfang 17’000 der rund 64’000 Stellen weltweit gestrichen.

Weitere Jobverluste dürften folgen. Swissport «überprüft die vorhandenen Kapazitäten weiterhin an allen Standorten», sagte ein Firmensprecher zu AWP. Für den Standort Zürich gehe Swissport davon aus, einen «möglicherweise notwendigen Abbau über die natürliche Fluktuation abbilden zu können.» Es soll also ohne Entlassungen gehen.

Neben der Krisenbewältigung rücken mit den geklärten Besitzverhältnissen nun aber auch mögliche Zukäufe in den Fokus. «Wir beobachten und analysieren den Markt kontinuierlich und haben eine Pipeline von möglichen Zielen», sagte der Sprecher weiter. Am schmalsten sei das Unternehmen derzeit in Asien aufgestellt, aber auch in Südamerika oder Osteuropa bestehe weiteres Potenzial.

Weltweit ist Swissport den Angaben zufolge derzeit an 300 Flughäfen in 47 Ländern präsent. 2019 erzielte das Unternehmen bei einem Umsatz von EUR 3,1 Mia. einen Betriebsgewinn von EUR 272 Mio. (TI)