Wie viele Flusskreuzfahrten werden verkauft?

Die IG River Cruise hat eine detaillierte Studie zum Flusskreuzfahrt-Markt 2023 mit spannenden und aussagekräftigen Fakten veröffentlicht.
Auf der Mosel: Flussfahrten in Europa – ein Drei-Milliarden-Geschäft. ©Ama

Die Flusskreuzfahrt unter der Lupe: Die Interessengemeinschaft der Flusskreuzfahrtbranche mit Sitz in Basel, die IG River Cruise, vertritt über 90% des europäischen Marktes und veröffentlicht jährlich eine Marktstudie.

Für das Jahr 2023 wurde diese in Zusammenarbeit mit dem Institut Centouris der Universität Passau neu und umfassen erarbeitet.

Befragt wurden Reedereien, Reiseveranstalter und Managementgesellschaften. Die relativ hohe Rücklaufquote von 66% lasse darauf schliessen, dass der Gesamtmarkt sehr gut repräsentiert werde, sagen die Verfasser. Hier die interessantesten Fakten:

Die Kennzahlen

In der Saison 2023 waren gemäss der teilnehmenden Reiseveranstalter insgesamt 1,22 Millionen Passagiere aus aller Welt auf europäischen Flüssen unterwegs. 53% der Passagiere stammten aus Europa, 47% aus Übersee.

Die wichtigsten Quellmärkte: USA/Kanada generierte 515’157 Pax, die Region DACH 450’701 Pax, Frankreich 100’100 Pax. Weitere wichtige Quellmärkte waren UK & Irland mit 48’005 Pax und Australien & Neuseeland mit 37’163 Pax.

Das Total der Brutto-Ticket-Umsätze belief sich 2023 auf 3,11 Mrd. Euro. Dabei fällt auf, dass die Übersee-Passagiere mit einem Anteil von 74% im Schnitt für ihre Reise (cruise-only) mehr als dreimal so viel wie Passagiere aus Europa bezahlten (26%).

Konkret: Während der durchschnittliche Reisepreis im Quellmarkt DACH 1139 Euro betrug, lag dieser bei den Gästen aus USA/Kanada bei 3972 Euro und bei Gästen aus Australien/Neuseeland gar bei 5094 Euro.

Ein Teil dieser Preisdifferenz zwischen Europa- und Übersee-Gästen lasse sich durch die längere Aufenthaltsdauer der Übersee-Gäste erklären, heisst es in der Studie. Die DACH-Gäste verbrachten im Schnitt 6,5 Tage an Bord, die Gäste aus den USA und Kanada 8,3 Tage und die Gäste aus Australien/Neuseeland 10,2 Tage.

Dennoch werde in den Überseemärkten mit 477 Euro ein mehr als doppelt so hoher Preis pro Nacht im Vergleich zu den europäischen Quellmärkten (195 Euro) erzielt. Das heisst, dass Übersee-Gäste deutlich mehr für Flusskreuzfahrten ausgeben als europäische Gäste.

Mit ganz wenigen Ausnahmen gaben alle Befragten an, dass die Nachfrage 2023 im Vergleich zu 2022 aus allen Märkten gestiegen ist. Auch die Umsätze waren in der Saison 2023 über alle Quellmärkte betrachtet höher als in der Saison 2022. Für die Saison 2024 geht man von einer weiteren positiven Entwicklung aus.

Keine Überraschung gab es bei den beliebtesten Flüssen: Die meisten Flusskreuzfahrt-Passagiere waren in der Saison 2023 auf dem Rhein und auf der Donau (jeweils mit Nebenflüssen) unterwegs. Es folgten mit grossem Abstand die französischen Flüsse und der Douro.

Noch zum Angebot: 2023 waren insgesamt 368 Flusskreuzfahrtschiffe auf den europäischen Wasserstrassen unterwegs. Die Gesamtzahl der Mitarbeitenden an Bord belief sich auf 10’800. Die meisten stammten aus Osteuropa, gefolgt von den Niederlanden, Indonesien und den Philippinen.

Die Nachhaltigkeit

Erstmals griff die IG-Studie im Detail die Nachhaltigkeitsmassnahmen in der Flusskreuzfahrtindustrie auf. Gemäss Angaben der Befragten könnten heute bereits 74% der Passagierschiffe in Europa mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden – wenn denn diese verfügbar wären.

Etwa jedes zweite Schiff kann zudem mit biogenen Kraftstoffen betrieben werden, während erstaunlicherweise nur drei Prozent elektrisch fahren. Aber fast jedes Schiff auf Europas Flüssen verfügt über einen Landstromanschluss und kann so am Steg die Motoren ausschalten.

Rund 44% der Schiffe sind mit einem selektiven katalytischen Reduktionssystem ausgestattet das Emissionen minimiert, und 56% der Schiffe sind in der Lage, die NOx-Grenzwerte der Stufe III (Stickstoffoxide) einzuhalten.

Ein fortschrittliches Wasseraufbereitungssystem ist bei 94% der Schiffe selbstverständlich, und 79% der Flusskreuzer bereiten ihre Hotelabfälle an Bord für das Recycling vor oder recyclen sie direkt an Bord.

Beat Eichenberger