Seit Mitte 2016 gelten strengere Anti-Korruptionsregeln in der Schweiz. Dies bot am Medien-Roundtable an der KonferenzArena 2017 im Zürcher Kongresshaus Zündstoff für eine spannende Auseinandersetzung zwischen dem Aroser Tourismusdirektor Pascal Jenny, dem Swisscom Group Compliance-Verantwortlichen Mate Soso und Dominik Leonhardt von MICExperts (Kuoni Reisen). Im Vordergrund stand die Problematik von Veranstaltern, Einladungen an Entscheider in Wirtschaft, Politik und Sport auszusprechen und damit die Compliance-Regeln der Unternehmen nicht zu untergraben.
Pascal Jenny etwa ist mit Events wie dem Humorfestival dazu übergegangen, klare Gründe zu formulieren, wieso man jemanden einlade. Dazu gehöre auch die Option, dass geladene Gäste nur das Ticket beziehen und die Übernachtung selbst bezahlen können. Damit sei die Möglichkeit geschaffen, von Compliance-Regeln abhängige Wertegrenzen nicht zu überschreiten. Diese Grenze liegt z.B. bei der Swisscom bei CHF 100, erklärte Mate Soso und verwies auf eine sehr restriktive Regelung innerhalb des Konzerns, wenn es um die Annahme von Einladungen geht. Das Unternehmen entscheide, ob ein Anlass für den Mitarbeiter und das Unternehmen nützlich sei und bezahle Dinge wie Anreise und Übernachtung bei einem positiven Entscheid selbst. Bei KMU seien diese Grenzen in der Regel weit weniger streng, ergab die Diskussion.
Regionaler Wein statt Champagner
Einig waren sich alle mit Dominik Leonhardt, dass sich die Einladungskultur sehr gewandelt habe. Er sei froh, dass es die Compliance-Regeln gebe, denn sie hätten dazu geführt, dass dem Eingeladenen über emotionale und kreative Elemente ein Mehrwert geboten werde, der dem Unternehmen nützt, das er vertritt. Dabei gehe es nicht um den Frankenwert, sondern darum, eine nachhaltige Kundenbindung herzustellen und Möglichkeiten für Networking anzubieten. Eine Bratwurst am Seeufer können ebenso Emotionen auslösen wie der Besuch eines Luxus-Restaurants, regionale Weine passten besser zum Zeitgeist als Champagner, so Leonhardt.