HOTREC-Stellungnahme zum ‘Digital Markets Act’

Verabschiedung des EU-Gesetzes zu digitalen Märkte sei ein Hoffnungsschimmer für europäische Hoteliers.

Die EU-Entscheidungsträger haben sich Ende Märzt geeinigt, den ‘Digital Markets Act’, kurz DMA, endgültigen zu verabschieden. Die europäische Hotelbranche begrüsst einhellig, dass die Europäische Union neue Regeln für digitale Gatekeeper aufstellt, die  unverhältnismässig Macht gegenüber ihren Geschäftskunden und Verbrauchern ausüben.

HOTREC ist der Ansicht, dass der Marktführer für vermittelte Online-Hotelbuchungen, der 2019 fast 70% des europäischen Marktes beherrschte, zu diesen ‘designierten Gatekeepern’ gehören wird, basierend auf den vom EU-Gesetzgeber aufgestellten Kriterien.

Die EU hat auch die richtigen Massnahmen ergriffen, um die Macht der Online-Plattformen in einzudämmen, indem er ein Verbot von engen Preisparitätsklauseln festgelegt hat. Diese hindern Hoteliers daran, in ihren eigenen Kanälen einen besseren Preis anzubieten, als auf der Plattform.

Der Vorsitzende der HOTREC-Arbeitsgruppe Distribution, Markus Luthe, sagt: «In den letzten zehn Jahren haben die Hoteliers das inakzeptable Verhalten der dominanten OTAs nach dem Motto ‘take it or leave it’ hinnehmen müssen. Die heutige Einigung über das DMA ist ein klares Signal an die Plattfombetreiber: Verhaltet euch gegenüber Verbrauchern und Geschäftskunden wie Partner und nicht wie Türsteher».

Luthe fügte hinzu: «Ich glaube, dass es bei dem Gatekeeper-Verhalten der OTAs nicht nur um den Schutz eines erfolgreichen Geschäftsmodells geht, sondern um mehr als das. Praktiken wie enge Preisparitätsklauseln und die Vorratsdatenspeicherung wirken letztlich als Hemmschuh für die Digitalisierung der Hotels und verfestigen die Abhängigkeit der Hoteliers von den OTAs. Die gesamte Branche kann nun ihre Digitalisierung besser angehen».

HOTREC-Generaldirektorin Marie Audren ergänzt: «Die Verabschiedung des DMA ist ein Silberstreif am Horizont für die europäischen Hoteliers, nachdem sie in den letzten zwei Jahren unter einer schweren Wolke von Abschottungsmassnahmen und Reisebeschränkungen standen. Eine derartige Gesetzgebung im digitalen Bereich wurde von der gesamten Branche seit mehreren Jahren gefordert.

Heute kann HOTREC allen, die an der Ausarbeitung des Gesetzes über digitale Märkte beteiligt waren, herzlich gratulieren. Aber die Erholung des europäischen Gastgewerbes und Tourismussektors steht erst am Anfang: Es gibt noch viel Arbeit mit den politischen Entscheidungsträgern zu tun, um das Niveau der Aktivitäten und Geschäfte von vor der Krise wiederherzustellen und den digitalen und grünen Wandel zu unterstützen».

Die Hoteldistributions-Studie von HOTREC zeigt, dass die Marktanteile von OTAs im europäischen Hotelsektor zwischen 2013 und 2019 kontinuierlich von 19,7% auf 29,9% gestiegen sind (gewichtete Ergebnisse einschliesslich Daten von Hotelketten). Gleichzeitig ist der Anteil der Direktbuchungen europaweit um über 10 Prozentpunkte von 57,6% im Jahr 2013 auf 45,5% im Jahr 2019 gesunken.

Die drei Hauptakteure auf dem OTA-Markt sind nach wie vor die Booking Holding, die Expedia Group und in geringerem Masse die HRS Group mit einem aggregierten Marktanteil von 92%. Booking.com ist bei weitem der einflussreichste Akteur mit einem Anteil von 68,4% am OTA-Markt. Die Dominanz von Booking.com ist in den letzten sechs Jahren um mehr als 8% gestiegen, von 60% 2013 auf 68,4% im 2019.

Die Studie, die zuletzt im Jahr 2020 auf der Grundlage von Beobachtungen von mehr als 2800 Hotels in ganz Europa erstellt wurde, wird zurzeit aktualisiert. Die neue Version wird im Juni 2022 veröffentlicht. (MICE-tip)


HOTREC ist der Dachverband der Hotels, Restaurants, Bars und Cafés und ähnlicher Einrichtungen in Europa, der 47 nationale Verbände in 36 Ländern vereint. Er ist die Stimme des europäischen Gastgewerbes. Die Aufgabe von HOTREC besteht darin, die Interessen des Gastgewerbes gegenüber der EU und internationalen Institutionen zu vertreten und zu fördern genauso wie den Austausch von Wissen und Best Practices unter den Mitgliedern zu unterstützen. So sollen Innovationen vorangetrieben, und HOTREC als Plattform für Fachwissen im Gastgewerbesektor dienen.