«STARK FÜHREN HEISST DIALOG FÜHREN»

Am Event Circle in Luzern lieferte Ex-FCB-Präsident Bernhard Heusler schlagkräftige Leitsätze für gute Teamführung und zog Parallelen zum Profi-Fussball.
© ISTOCK.COM/OLM26250

Weg mit dem Narzissmus» – so lautete eine der vielen Empfehlungen, die Bernhard Heusler bei seinem Vortrag zum Thema Unternehmens- und Teamführung mit im Gepäck hatte. Am Sommer-Abendanlass des Event Management Circle (EMC) im Radisson Blu Luzern liess der ehemalige Präsident und operative Leiter des Erfolgsclubs FC Basel die Gäste an seinem bewegten Leben im Zentrum der Schweizer Fussball-Öffentlichkeit teilhaben. Vor allem aber leitete der Anwalt und Berater Heusler erstaunlich viele Lehrsätze von der Fussball-Teamführung auf den Arbeitsalltag einer jeden Führungskraft ab.

Es sei zum Beispiel wichtig, das gleiche Bild nach aussen und nach innen abzugeben und sich nicht von aussen beeinflussen zu lassen, betonte Referent Heusler. Stark führen heisse zudem, Dialog führen. Mit Kumpanei habe dies nichts zu tun, «erst im Dialog können Sie jedoch Menschen und ihre Ziele kennenlernen». Über diese im Bilde zu sein, sei entscheidendenn die Quelle für den Profit sei das Team. Gerade im Profi-Fussball sei natürlich jeder Spieler eine Ich-AG und zeige nur relative Loyalität zum Verein. «Denn er muss ja das Ziel haben, nach dem FCB noch weiterzukommen», sagte Heusler voller Verständnis. Durch gute Führung könne der Chef jedoch dafür sorgen, dass sich Selbst-Motivation, Selbst-Vertrauen und damit Selbst-Verpflichtung entwickeln.

Motivation entstehe dabei nicht durch Niedermachen. «Egal, was draussen abgeht, wir müssen den Spielern das Gefühl geben, sie haben es gut gemacht.» Wenn eine Mannschaft verliere, heisse das nicht, dass die Spieler nicht motiviert gewesen seien. Sätze wie «wir wollen euch kämpfen sehen» hätten ihn in diesem Zusammenhang immer am meisten genervt, gab Heusler offen zu.

Ob man seine Arbeit als Führungskraft gut gemacht habe, erkenne man übrigens am besten, wenn die Spieler den Club verlassen. «Wenn sie im Guten gehen und dankbar auf die gemeinsame Zeit zurückblicken», dann sei das immer eine schöne Bestätigung für ihn gewesen, so Heusler, der 14 Jahre für den FCB tätig war.

DIE VERANTWORTUNG ERTRAGEN
Führen heisse Agieren, Entscheiden – auch wenn man unsicher sei – und diese Verantwortung zu (er)tragen. Everybody‘s Darling zu sein, sei nicht angesagt. Es brauche auch manchmal Brüche im Team bzw. im Unternehmen. «Gelassen bleiben, wenn alle euphorisch sind, und aufbauen, wenn alles unterzugehen scheint», so habe er seine Aufgabe immer interpretiert.

Beim Networking mit reichhaltigem Apéro auf der Radisson-Blu-Terrasse in Luzern und musikalischer Begleitung von Acoustic Affair gab der Vortrag unter den EMC-Mitgliedern noch viel zu reden. Rund 60 Entscheidungsträger aus der MICE-Branche waren zum Event Circle nach Luzern gekommen.

www.eventcircle.ch


Learnings by Bernhard Heusler

Führung im Interesse des Ganzen unter Respektierung des Einzelnen.

Teamplay gilt auch für Führungspersonen: Man darf sich nicht nur vorne hinstellen, wenn das Team Erfolg hatte, sondern muss auch bei Misserfolgen vor die Mannschaft stehen.

Aus Vertrauen wird Selbstvertrauen: Menschen mit Selbstvertrauen ertragen auch Spannungen.

Leistungen sind planbar, Erfolg nicht: Wer immer den Schuldigen sucht, verliert wertvolle Zeit und Energie.

Es geht nicht nur um Resultate und Titel, sondern um die Liebe zum Job. Die Überbewertung von Erfolg steigert das Risiko zum Scheitern.

Führen ist mehr als Pushen: Führung über Erfolgsdruck erstickt die Freude und die Selbstmotivation. Verlieren ist auch mal nötig.

Erfolgreiche Trainer fordern und fördern das freudvolle Zusammenspiel. «Feiern Sie zusammen Ihre Erfolge.»

Eine Führungsperson organisiert Kooperation, um Teamarbeit zu fördern.

Führung heisst auch persönliche Nähe: Statt Lob und Tadel aus der Distanz sollte man die Leistung begleiten und die Rollenverteilung unter den Führungskräften wahren.

Dialog statt Pauschal-Strategien: Menschliche Nähe stärkt das Sensorium fürs Team. Motto: Stärke den Starken und integriere den Schwachen.

Führen heisst vorwärts schauen und die Verantwortung für Entscheidungen übernehmen.

Das Überdrehen der Risikospirale im Siegesrausch ist gefährlich fürs Unternehmen. Wenn alle euphorisch sind, soll man gelassen bleiben.