Das steckt hinter dem neuen Cruise-Projekt in der Schweiz

Ein neuartiges Kreuzfahrtschiff will mehrtägige Erlebnis-Fahrten auf dem Vierwaldstättersee auflegen. TRAVEL INSIDE war am Kickoff-Event in Vitznau.
Rendering des geplanten Vierwaldstättersee-Kreuzfahrtschiffs Rigatus. ©Rigatus

Als erstes und bislang einziges «Fahrgastschiff mit Übernachtungsmöglichkeit», so der amtliche Begriff für ein Kreuzfahrtschiff auf Schweizer Gewässern, startete 2021 die Attila auf den drei Jurasüdfuss-Seen (TI hat das Produkt getestet).

Nun hat die Idee einer mehrtägigen Kreuzfahrt mit Übernachtung an Bord auf Schweizer Seen auch in der Innerschweiz gezündet: Am 27. Februar wurde in Vitznau erstmals das Projekt «Rigatus» (aus «Rigi» und «Pilatus») auf dem Vierwaldstättersee der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Idee und die Initianten
Der Verwaltungsrat (v.l.): Hans Hofstetter, Nicole Diermeier, Ruedi Bless. ©BE

Mit der Rigatus soll ein qualitativ hochstehendes und nachhaltiges Premium-Produkt für 22 Gäste entstehen, das ab Frühling 2026 mit mehrtägigen Kreuzfahrten nach den Highlights am See zugleich die Aufenthaltsdauer der Gäste in der Region verlängert, so die Leitlinie der Initianten.

Hinter dem Projekt stehen der Berner Unternehmer Hans Hofstetter als VR-Präsident der Rigatus AG, Ruedi Bless (ex-Background Tours/Globetrotter) als VR-Vizepräsident und Nicole Diermeier (u.a. ex-IST Zürich) als Verwaltungsrätin.

«Die Idee eines Kreuzfahrtschiffs auf dem Vierwaldstättersee hatte vor Jahren schon mein Kollege Urs Steiner, Product Manager von Ship’n’Rail bei Globetrotter», erzählt Ruedi Bless. Nach seiner Pensionierung hat sich Bless nun näher mit der Idee befasst.

Er gab bei der IST Zürich eine Chancen-/Risiko-Studie in Auftrag und kam so mit der damaligen IST-Leiterin Nicole Diermeier in Kontakt. Im Rahmen der entsprechenden Recherchen ergab sich der Kontakt mit dem erfahrenen Schiffsbetreiber Hofstetter.

Der Ingenieur und Unternehmer Hans Hofstetter (u.a. Hebetec-Engineering AG) betreibt seit 2021 mit den beiden übernommenen Ausflugsschiffen Romandie 1 und 2 auf dem Murten-, Bieler- und Neuenburgersee die Drei Seen Schifffahrt AG.

Er wirkte zudem zusammen mit Richard Hurni massgeblich beim Projekt Attila mit. «Die Erfahrungen mit der Attila kommen nun dem Projekt Rigatus zugut», sagt Hans Hofstetter.

Dem Verwaltungsrat stehen ein Advisory Board und ein Patronatskomitee zur Seite, dem u.a. TV-Moderator Röbi Koller, TV-Meteorologe Thomas Bucheli und Globetrotter-Chef André Lüthi angehören.

Die Romandie 1 wird zur Rigatus
Skizze & Impressionen einer Standard-Kabine. ©Rigatus

Die Rigatus wird aus dem bisherigen, 2008 erbauten Ausflugsschiff Romandie 1 entstehen, das derzeit noch in Sugiez/FR liegt.

«Für den Strassen-Transport des Schiffs nach Luzern muss es horizontal in zwei Teile getrennt werden», sagt Hofstetter.

Keine einfache Sache, wiegt doch allein der untere, 38 Meter lange und 8,7 Meter breite Teil rund 90 Tonnen. Die Kosten für den Transport beziffert Hofstetter auf rund 135’000 Franken.

Das Schiff wird danach bei der Shiptech SGV Luzern (Bemalung, Motor) und der Arnold AG in Flüelen (Einbau Kabinen etc.) umgebaut und um rund fünf Meter verlängert. Auf dem unteren Deck entstehen acht Kabinen (je 14,8 m2), eine Sauna, voraus eine Master-Suite (30 m2) mit eigener Sonnenterrasse und hinten eine Bade-Plattform.

Auf dem oberen Deck gibt es zwei Junior-Suiten (je 15 m2), eine grosszügige Räumlichkeit als Lounge, Bar und Restaurant (100 m2) und das Sonnendeck (75 m2). Für das hochwertigen Innen-Design zeichnet die renommierte Bel Etage AG von Markus Kirchhofer verantwortlich.

Die Rigatus wird sich auch durch ihren nachhaltigen Betrieb auszeichnen: Zum Einsatz kommen zwei Elektromotoren, die von acht bis zehn Batterien gespiesen werden. Geladen werden die Batterien jeweils über Nacht mit Landstrom.

«Die Elektromotoren ermöglichen eine emissionsfreie Fahrzeit von drei bis vier Stunden», informiert Hofstetter. Als Reserve wird der ursprüngliche Diesel-Generator beibehalten. Auch Solarpanels tragen gewisse Energieanteile bei.

Wie die Initianten informieren, wurden die Betriebsbewilligungen bereits erteilt. Die Rigatus wird im Kanton Uri registriert, der Standplatz ist in Bolzbach. Das Budget für das Projekt ist auf rund fünf Millionen Franken angelegt, nun werden Investoren als Aktionäre der Rigatus AG oder Sponsoring-Partner gesucht.

Die erlebnisreichen Routen
Historische Fahrt auf die Rigi. ©Rigatus

Die 3- bis 6-tägigen Reiserouten der Rigatus ab Frühjahr 2026 werden gezielt mit Destinations-Partnern an Land entwickelt und beinhalten attraktive Erlebnisse, Aktivitäten und Ausflugs-Möglichkeiten rund um den Vierwaldstättersee.

«Die Rigatus ist nicht einfach eine Schiffsreise, sondern eine Gesamterfahrung», sagt Nicole Diermeier.

Nebst Top-Attraktionen wie Fahrten auf die Rigi, den Pilatus oder das Stanserhorn gehören auch ein Besuch des Bürgenstock oder die Musik- und Kulturstadt Luzern zum Programm. Ebenso etwa ein exklusives Diner im Park Hotel Vitznau, Cervelat bräteln auf der Alp Chäserenholz oder ein Waldcatering mit Blick auf das Rütli.

Auf dem Schiff werden lediglich Frühstück und Barbetrieb angeboten. Alle weiteren Mahlzeiten sind Teil der Höhepunkte an Land und werden an ausgewählten Orten eingenommen. Sämtliche Ausflüge und Mahlzeiten sind im Preis inbegriffen, der sich pro Tag und Person ab CHF 500 bewegt.

Die Rigatus will sich sowohl an Schweizer Gäste wie ausländische Reisende richten. So konnte etwa bereits das Switzerland Travel Center als Vermarktungspartner gewonnen werden. «Wir geben dem Projekt sehr gute Chancen. Es gibt eine Nachfrage für exklusive Schweiz-Produkte», sagt Michael Maeder, CEO des STC.

Und André Lüthi ist überzeugt: «Das Herz der Schweiz im schwimmenden Hotel zu entdecken, die Erfahrung der Langsamkeit und der Ruhe, getragen von einer überwältigenden Natur, werden neue touristische Dimensionen eröffnen».

Nebst den touristischen Fahrten soll die Rigatus vor allem in den Wintermonaten auch als Charterschiff für Events, Kongresse, Meetings etc. oder als stationäres Hotelschiff vermarktet werden.

Beat Eichenberger, Vitznau