«Position eiskalt ausgenutzt»: Eurowings-Tarifvertrag fällt durch

Die Vereinigung Cockpit sieht in den neuen Anstellungsbedingungen «keine Perspektiven». Die Zeit drängt für die Lufthansa Group.
© Eurowings

Noch vor zwei Wochen zeigte sich Eurowings optimistisch, was die Tarifverhandlungen mit der Vereinigung Cockpit (VC) angelangt. Schliesslich erzielten die Pilotengewerkschaft und die Eurowings GmbH am 27. Oktober eine Einigung, die das angestrebte Wachstum der Lufthansa-Billigtochter und eine rasche Übernahme von Air Berlin ermöglichen sollte. Eurowings soll 80 der rund 130 Air-Berlin-Flugzeuge übernehmen.

Doch die Einigung musste noch von den Gremien beider Seiten genehmigt werden – und der Vorstand der VC machte nun Eurowings einen dicken Strich durch die Rechnung und lehnte den Tarifvertrag kurzerhand aus «vertragsübergeordneten Gründen» ab. Und diese Gründe haben es in sich.

Konditionen «weit unter dem Wettbewerbsniveau»
«Es darf nicht sein, dass ein Fast-Monopolist im deutschen Pilotenmarkt, wie die zum Lufthansa-Konzern gehörende Eurowings, ihre Position eiskalt ausnutzt, um einen Betriebsübergang zu umgehen. Betroffene Piloten dürfen nicht in Konditionen teils deutlich unter dem Niveau des Wettbewerbs gezwungen werden. Soziale Verantwortung sieht anders aus!», so Jörg Handwerg, Mitglied des Vorstandes der Vereinigung Cockpit.

Weiter fordert die Vereinigung Cockpit die Eurowings auf, sich als «Nutzniesser der Air-Berlin-Insolvenz» zu ihrer sozialen Verantwortung zu bekennen und den Mitarbeitern akzeptable Konditionen zu bieten. «Mit Gehaltseinbussen von bis zu 40% und Konditionen, die deutlich unter dem Niveau anderer Unternehmen im Wettbewerb liegen, sieht die Vereinigung Cockpit dies als nicht gegeben an», teilte die Gewerkschaft mit. Nun gerät Eurowings unter Zeitdruck.

Die Zeit drängt für die Lufthansa Group
Die gilt auch für die Lufthansa-Gruppe insgesamt. Um den Weiterbetrieb von Niki und LGW zu finanzieren, reicht das Geld dem Vernehmen nach noch bis Ende Jahr. Denn innerhalb des Pakets über EUR 1,5 Mia., das der Aufsichtsrat für den Deal genehmigt hat, sind «nur» EUR 100 Mio. für den Weiterbetrieb eingeplant. Wenn das Geld aufgebraucht sei, würden die Flugzeuge gegroundet, zitiert die «FVW» die Lufthansa. Die EU-Kommission, die den Deal zuerst prüfen und genehmigen muss, notiere auf ihrer Liste angemeldeter Fusionen und Übernahmen den 7. Dezember als «provisorischen Entscheidungstermin». Würde jedoch eine vertiefte Prüfung des Deals aufgrund wettbewerbsrechtlicher Bedenken erfolgen, könnte dies zusätzlich bis zu 90 Tage Zeit in Anspruch nehmen. Vor diesem Hintergrund rechne man offenbar selbst bei Lufthansa mit einer vertieften Prüfung, die aber lediglich zehn Arbeitstage dauern soll. Schliesslich gehe man davon aus, dass die EU-Kommission vermeiden wolle, dass die 1300 Mitarbeiter arbeitslos werden. (ES)