Lufthansa bringt sich erneut in Stellung bei Alitalia

Delta, Easyjet oder nun doch Lufthansa? Der Poker um Alitalia geht in eine neue Runde.

Lange hatte man nichts mehr aus dem Lufthansa-Lager vernommen, was die Übernahmegelüste betreffend Alitalia angeht. Nun will Lufthansa im Bieterrennen um Alitalia aber offenbar die Rivalen Delta und Easyjet ausstechen. «Wir kämpfen um den Markt Italien und damit auch um die Alitalia», sagte Vorstand und Ex-Swiss-CEO Harry Hohmeister am Montag im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Alitalia galt für Lufthansa lange als «unsanierbar»

Lufthansa habe in letzter Zeit vertiefte Gespräche mit Politikern in Italien und den Verantwortlichen bei der staatlichen Bahngesellschaft Ferrovie dello Stato (FS) über eine Mehrheitsbeteiligung an Alitalia geführt. FS stieg bei der insolventen staatlichen Schwester Alitalia Ende 2018 unter der Massgabe ein, Airlines als Miteigentümer zu finden. Lufthansa bekräftigte schon zuvor ihr Interesse an Alitalia, stellte aber harte Bedingungen – denn Alitalia galt für die Deutschen in der jetzigen Form als «unsanierbar». Alitalia sollte erst unter staatlicher Verantwortung mit dem Abbau Tausender Stellen saniert werden. So wollte der Lufthansa-Konzern einen organisatorischen Neubeginn anstreben.

Für Populisten-Regierung sollte Alitalia «italienisch bleiben»

Dies war jedoch damals für die neue Populisten-Regierung Italiens nicht akzeptierbar; denn sie hatte sich auf die Fahnen geschrieben, dass der «nationale Stolz» Alitalia auch zukünftig italienisch bleiben und nicht verscherbelt werden soll. So hatte der Verkehrsminister der Cinque Stelle, Danilo Tonielli, im Juli 2018 erklärt, dass 51% der Airline in italienischen Händen bleiben soll – für die restlichen 49% sollten internationale Partner gesucht werden.

Heute wird eine Entscheidung erwartet

Heute Dienstag soll sich FS bei einer Sitzung auf einen favorisierten Airline-Investor festlegen. Hohmeister brachte Lufthansa mit seinen Interview-Aussagen also noch einmal in Stellung. Die starke wirtschaftliche Stellung der Lufthansa allein sollte «schon Argument genug für die Verantwortlichen bei Alitalia sein, darüber nachzudenken, ob sie eher Teil eines starken europäischen Systems sein möchten oder einen anderen Weg gehen wollen», so Hohmeister gemäss der Nachrichtenagentur sda. Eine Teilhaberschaft der amerikanischen Delta wäre kurzfristig womöglich der leichtere Weg, sagte der Lufthansa-Manager. Aber: «Dafür hat sich Alitalia schon öfter entschieden, das aber war langfristig nie erfolgreich.»

In zehn Jahren 7,5 Milliarden Euro verlocht

Alitalia hatte nach jahrelanger Krise und diversen Rettungsversuchen im Mai 2017 Insolvenz angemeldet. Insgesamt hat der italienische Staat innerhalb von zehn Jahren rund EUR 7,5 Mia. in die stets rote Zahlen schreibende Airline verlocht. Auch die Übergangskredite der Regierung, damit der Flugbetrieb überhaupt aufrecht erhalten werden kann, wurden seit 2017 ständig weiter erhöht und verlängert. (ES)