FTI kriegt auch dank Sawiris nochmals Geld vom Staat

Die erste Tranche und die Kapitalerhöhung im Frühling reichten nicht.

Die FTI Group bekommt Staatshilfe in Deutschland. Der Reiseveranstalter mit zwei grossen Ablegern in der Schweiz hat einen Antrag für ein Darlehen aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) über EUR 235 Mio. Euro gestellt und auch bewilligt bekommen. Damit will das Unternehmen, das seit letztem Frühling zu drei Vierteln (75%) dem ägyptischen Milliardär Samih Sawiris gehört, durch die Corona-Krise kommen.

FTI braucht trotz einer Staatsgeld-Spritze im Frühling nochmals dringend frisches Geld, das es ohne das neu eingeschossene Kapital des neuen Investors Sawiris nicht gegeben hätte. «Möglich war dies auch durch das grosse Engagement unseres Investors Samih Sawiris», sagt FTI-Gründer und Geschäftsführer Dietmar Gunz. «Er beziehungsweise seine Firma SOSTNT hatte im April 2020 die Mehrheitsbeteiligung an der FTI Group übernommen und bereits damals mit der damit verbundenen Erhöhung des Eigenkapitals den Weg für ein Corona-Finanzierungspaket mit staatlichen Garantien bereitet. Auch jetzt war Sawiris’ Entscheidung für die Gruppe mit entsprechender finanzieller Unterstützung mit ausschlaggebend für die erfolgreiche Antragsstellung des WSF.»

Das Darlehen sei Teil eines Massnahmen- bzw. Finanzierungspakets, das die FTI Group zur Bewältigung der Corona Krise in Angriff genommen habe, schreibt die Firma aus München. Es umfasse ein straffes Kostenmanagement, Restrukturierungsmassnahmen sowie Prozessoptimierungen. Unter anderem hatte FTI im Juli angekündigt, sich auf Ende Oktober seine Spezialisten zu schliessen.

Entlassungen auch in der Schweiz

Betroffen sind der Veranstalter LAL Sprachreisen, des Online-Portals für Flugreisen fly.de sowie FTI Cruises mit dem Verkauf des Kreuzfahrtschiffes Die Berlin. Auch die in Berlin ansässige Firma touristic24, ein Service Center für telefonische Beratung und Buchung zu und von Reisen im B2B- und B2C-Bereich wurde geschlossen.

Teilbereiche der FTI Group, die von der Zentrale in München nach Berlin hin erweitert worden waren, wurden aufgelöst. Zur Entlastungen im Personalbereich hat die FTI GROUP ausserdem Kurzarbeit für nahezu alle Mitarbeiter eingeführt und die Personalkosten durch Stellenstreichungen im Juli 2020 reduziert, die auch in der Schweiz zu Entlassungen beim Vertrieb in Allschwil und in der Produktion in Dietlikon führten. Zudem wurde eine Vereinbarung des Managements zum freiwilligen Verzicht auf einen Teil des Gehaltes getroffen.

«Mit dem neuen Darlehen und dem Massnahmenpaket im Rücken konzentrieren wir uns nun mit ganzer Kraft auf die nächsten Monate», erklärt FTI Group Managing Director Ralph Schiller. «Wir haben in den klassischen Feriendestinationen im Eigenanreise- und Pauschalbereich bereits einige erfreuliche Vorausbuchungszahlen und rechnen zusätzlich für das erste Halbjahr 2021 noch mit einem starken Kurzfrist-Push.» (TI)