Das Ende einst grosser Schiffsnamen

Insgesamt 18 einst bekannte und populäre Kreuzfahrtschiffe landeten im vergangenen Jahr auf einer Abwrackwerft – ein Update für Insider.
Cunard Countess... Rhapsody (Foto)... Golden Iris – und jetzt das Aus. ©MSC

Es mag paradox klingen: Während der Pandemie, in der die Cruise-Industrie durch das Jammertal gehen musste, erfolgte eine eigentliche Modernisierung der globalen Cruise-Flotten. Einerseits wurden zwischen 2020 und 2022 wie vertraglich vereinbart rund 55 Neubauten von den Bauwerften an die Reedereien ausgeliefert.

Auf der anderen Seite kam es zu einer eigentlichen Abwrack-Welle einst grosser und stilbildender Kreuzfahrtschiffe, die sich zuletzt meist bei einer kleinen oder regionalen Cruiseline ihr letztes Gnadenbrot abverdienten. 2020/21 landeten bereits über ein Dutzend Schiffe auf einer Abwrackwerft, von anderen verloren sich die Spuren.

Schiffe sind zwar jahrzehntelang fahrtüchtig, entsprechen aber mit der Zeit weder ökonomisch noch ökologisch den heutigen Anforderungen. So fanden 2022 gemäss CIN erneut 18 Schiffe ihr Ende in der Türkei, in Indien oder Pakistan.

Stilbildende Kreuzfahrtschiffe

Das Aus einst grosser Namen lässt Cruise-History aufleben: In Gadani (Pakistan) findet die einstige Sun Viking ihr Ende (18’455 BRZ), die 1972 für Royal Caribbean erbaut und dann nach Asien verkauft wurde. Zuletzt war sie als Oriental Dragon und schwimmendes Casino im Einsatz. Und die einstige Cunard Princess (16’853 BRZ), erbaut 1977 und später als Rhapsody von Starlauro/MSC bekannt, war zuletzt als Golden Iris bei Mano Cruises im Einsatz und beendet ihre Karriere in Aliaga/Türkei.

Die Royal Viking Star, erbaut 1972 (28’613 BRZ) für die stolze Royal Viking Line und später viele Jahre als Black Watch für Fred. Olsen Cruise Lines im Einsatz, endet wie bereits die Schwesterschiffe Sky und Sea in Alang/Indien.

Ein anderes illustres Schiff ist die einstige Homeric, 1986 für Home Lines erbaut (55’000 BRZ) und später u.a. als Costa Europa und lange Jahre als Thomson Dream und Marella Dream im Einsatz – nun wird sie in Aliaga/Türkei verschrottet. Auch die Marella Celebration, 1983 für NCL als Noordam erbaut (33’930 BRZ), war lange für Thomson und Marella im Einsatz und liegt nun ebenfalls in der Türkei auf.

Gleich zwei einst wegweisende Celebrity-Schiff wurden ausgemustert. Die Horizon (47’000 BRZ), 1990 der erste Neubau für Celebrity Cruises und später u.a. für Pullmantur und Croisières de France im Einsatz, wird nun in Aliaga abgewrackt. Und auch das 1992 erbaute Schwesterschiff Zenith, danach ebenfalls u.a. bei Pullmantur und als Peace Boat im Einsatz, wird nun in Indien verschrottet.

Der Abbau bei Carnival

Carnival Cruise Line wiederum verkleinerte ihre Flotte und verabschiedete sich von weiteren Schiffen ihrer einst populären, noch relativ jungen Fantasy-Klasse, die einst acht Einheiten umfasste. Bereits verschrottet wurden die Carnival Fantasy, Imagination und Inspiration, 2022 blühte drei weiteren Einheiten dieses Schicksal:

Die Carnival Ecstasy, erbaut 1991 (70’367 BRZ) landete wie das 1993 erbaute Schwesterschiff Carnival Sensation auf der Abwrackwerft in der Türkei. Die Carnival Fascination, erbaut 1994, wurde in der Pandemie an die chinesische Century Lines verkauft, kam aber dort nie zum Einsatz und liegt nun in Pakistan auf.

Deutsche Oldies

Auch einst bestbekannte deutsche Schiffe wurden definitiv aus dem Verkehr gezogen. Die 1981 erbaute Astor (18’627 BRZ), danach u.a. als Arkona und Astoria für Transocean ein Begriff, endete ihre Karriere als Saga Pearl III in England und wird nun in Aliaga/Türkei abgewrackt.

Und die Delphin (erbaut 1974, 16’214 BRZ) fand nach einer langen und bewegten Karriere ihr Ende in der Türkei. Vor bald 50 Jahren für die sowjetische Black Sea Shipping Company erbaut, dann u.a. als Belorussjya und als Delphin für Passat im Dienst, wurde sie zuletzt als Hotelschiff in Rijeka genutzt.

Aufräumen bei Star Cruises

Viel Bewegung gab es rund um den Konkurs der asiatischen Genting, von dem auch Star Cruises betroffen war und deren Flotte wurde nun ausgemustert wurde: Die Star Pisces (40’053 BRZ), 1990 als Fähre erbaut und dann erstes Schiff für Star Cruises, landete in Alang/Indien.

Die Superstar Libra, 1987 als Seaward für NCL erbaut (42’285 BRZ) und zuletzt als Hotelschiff bei MV Werften genutzt, wird in Aliaga/Türkei abgewrackt. Wiederum in Indien verschrottet werden die Superstar Gemini, 1992 als Dreamward für NCL erbaut (50’764 BRZ) und ab 2007 bei Star Cruises, und die Superstar Aquarius. Das 1993 erbaute Schwesterschiff Windward war seit 2012 bei Star Cruises.

Zur Ergänzung noch zwei Namen, die in unserem Markt weniger bekannt sind: Die 1989 in Japan erbaute und lange Jahre für Mitsui O.S.K. in Japan kreuzende Fuji Maru (326 Pax) war zuletzt ein Hotelschiff und landete nun in Gadani/Pakistan. Und die Salamis Filoxenia (400 Pax), 1975 für Black Sea Shipping erbaut und zuletzt für die zypriotische Salamis Cruise Lines im Einsatz, endet in Gadani/Pakistan.

Trotz der beachtlichen Zahl ausgemusterter Schiffe hat die Zahl der globalen Cruise-Kapazitäten während der Pandemie stark zugenommen. Während die Abwracke-Schiffe noch zwischen einigen Hundert und knapp 2000 Passagiere aufnahmen, sind grosse Neubauten heute auf einige Tausend Passagiere ausgerichtet.

Beat Eichenberger