So beurteilen TO-Spezialisten die Aussichten der Buchungssituation

Sechs etablierte Afrika-Anbieter zur aktuellen Situation für Reisen ins östliche und südliche Afrika. 
ZvG

Verhaltene Nachfrage nach dem östlichen und südlichen Afrika – trotz relativ wenig Einschränkungen vor Ort – Zahlreiche Länder im Zielgebiet östliches und südliches Afrika können unter Einhaltung gewisser Vorgaben bereist werden. Auf der aktuellen Risikoländer-Liste des BAG sind Südafrika und neu Tansania (Quarantänepflicht bei Einreise in die Schweiz ab 5. April) aufgeführt.

Gibt es Anfragen oder gar Buchungen für diese Destinationen und wie beurteilen Schweizer Anbieter die Aussichten?


TRAVEL INSIDE hat sechs auf das östliche und südliche Afrika spezialisierte Tour Operator befragt:

  • Dominic Eckert, Managing Director, Dreamtime Travel
  • Marcel Gehring, Geschäftsführer Let’s go Tours
  • Claudio Nauli, Geschäftsführer Private Safaris (DER Touristik Suisse)
  • John Stewardson, Inhaber Africa Design Travel
  • Gloria Talavera, Lead Product Manager Africa, Travelhouse (Hotelplan Suisse)
  • Carmen Wanner, Senior Product Manager Southern Africa, Knecht Reisen

Namibia
© Jürgen Goetz / Namibia Tourism Board

Wie gross ist derzeit das Interesse bzw. gibt es Anfragen und Buchungen für Reisen ins östliche und südliche Afrika?

Eckert: Das Interesse ist in der Tendenz steigend – aber auf tiefem Niveau. Es gibt zum einen die sehr kurzfristigen Buchungen und dann die eher langfristigen Projekte. Mit unserer «Hakuna Matata» Garantie können die Kunden und Kundinnen jetzt buchen und gehen kein Risiko ein, wenn es wieder zu Einschränkungen kommt.

Gehring: Eher moderates Interesse generell aber doch vereinzelte, sehr spannende Anfragen. Buchungen eher kurz- oder sehr langfristig. Nachfrage für Tanzania war zufriedenstellend vorhanden, aber durch die Quarantäneliste dürfte diese nun leider wieder nachlassen.

Nauli: Ja es gibt nach wie vor Anfragen für Reisen ins östliche sowie südliche Afrika.

Stewardson: Von grossem Interesse ist leider keine Rede. Die Nachfrage hält sich in Grenzen. Vereinzelt kommen aber Anfragen rein. Soeben habe ich aber von einer erneuten Verschiebung einer Gruppe erfahren. Von 2020 haben wir auf 2021 umgebucht, und jetzt müssen wir auf 2022 umbuchen. Es ist zwar positiv, dass die Buchungen nicht verloren gehen, aber für unsere Partner und für uns ist es, wie wahrscheinlich für alle TO, frustrierend, die Dossiers eine weiteres Mal in die Hand nehmen zu müssen.

Talavera: Das Interesse ist definitiv da, kurzfristig wie auch langfristig. Aber tatsächliche Buchungen werden nur zögerlich getätigt. Langfristig fehlt aktuell noch die Visibilität, wie Reisen ins östliche und südliche Afrika möglich sein wird.

Wanner: Die Nachfrage hat in den letzten Wochen etwas zugenommen.

Weinregion am Westkap, Südafrika
Weinregion am Westkap, Südafrika.

Wenn ja, für welche Destinationen und für welche Jahreszeit?

Eckert: Aktuell bekommen wir vereinzelt sehr kurzfristige Buchungen für Namibia mit Abreisen innerhalb von wenigen Tagen. Im Januar und Februar gab es auch noch kurzfristige Buchungen für Tansania und Kenia – aufgrund der klimatischen Situation fallen diese jetzt weg. Zudem steht Tansania nun auf der Risikoliste.

Mittel-/Langfristig: Wir bekamen aber in den letzten zwei, drei Wochen auch Anfragen und Buchungen für Namibia, Botswana, Sambia und Tansania für den Sommer und Herbst 2021. Da Südafrika auf der Risikoliste steht, sind da die Kunden und Kundinnen noch zurückhaltend. Ich gehe davon aus, dass sich die Situation ändert, sobald Südafrika von der Liste kommt.

Gehring: Tansania, aber wie erwähnt dürfte diese abnehmen. Sonst Uganda und Kenia – und dies zu jeglichen Reisezeiten. Low bzw. high season (oder Regen/Trockenzeit) spielen aktuell nur eine untergeordnete Rolle.

Nauli: Tansania (gerade jetzt neu auf der BAG-Liste), Botswana, Namibia, Südafrika und Kenia. Es gibt keine klare Tendenzen für welche Jahreszeit.

Stewardson: Bis 24. März war hauptsächlich Tanzania gefragt, dann wurde bekanntlich die neueste BAG Liste veröffentlicht. Abreisen für die nächsten Monate (Regenzeit) sind jedoch für Ostafrika keine vorhanden. Wie es ab Juni weitergeht, wenn wir ein paar grössere Buchungen haben, werden wir dann sehen. Daneben werden für die nächsten Monate Südafrika und Zambia sowie für den Herbst Namibia und Botswana gebucht. Auch Uganda wird in letzter Zeit wieder vermehrt gefragt.

Talavera: In den letzten Monaten buchten unsere Kunden insbesondere Reisen nach Tansania und aktuell ist Namibia verhältnismässig gut gefragt. Die meisten Reisen werden sehr kurzfristig gebucht. Ebenfalls verspüren wir eine Nachfrage für Reisen nach Botswana und nach Südafrika. Letztere Destination aber meist erst für Reisen ab Herbst 2021.

Wanner: Die grösste Nachfrage verzeichnen wir aktuell für Namibia, aber auch vereinzelt für Botswana. Die Anfragen für Südafrika sind erst für die zweite Jahreshälfte aufgrund der aktuell geltenden Quarantäne-Bestimmungen bei Rückkehr in die Schweiz. Viele Anfragen sind sehr kurzfristig, andere wiederum eher für die Sommerferien oder für den Herbst und Winter.

Mombasa Kenia

Welche Ziele können derzeit mit relativ wenigen Einschränkungen bereist werden?

Eckert: Namibia, Botswana, Sambia, Zimbabwe, Ruanda, Uganda und Kenya. Tanzania steht neu auf der Liste der Risikoländer.

Gehring: Uganda und Kenia – auf Destinationsseite natürlich weiterhin Tansania.

Nauli: Bis heute Tansania. Die Definition von «relativ wenig Einschränkung» ist Ansichtssache. Einige Länder (wie oben erwähnt) können auch heute noch mit wenig Einschränkung bereist werden, wenn darunter ein PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden ist, zu verstehen ist.

Stewardson:  Eigentlich können alle Länder gut bereist werden. Es gibt in Südafrika und Namibia eine nächtliche Ausgangssperre, die jedoch in Namibia erst ab 22h und in Südafrika ab Mitternacht gilt und für Touristen in der Wildnis draussen kein Problem sein sollte.

Talavera: Wenn der Gast eine Quarantäne in Kauf nimmt, kann man Südafrika verhältnismässig gut bereisen. In Südafrika gilt zum Beispiel die Ausgangssperre nur zwischen Mitternacht und 04.00 Uhr, Restaurants und Bars sind bis 23 Uhr geöffnet. Auch Namibia und Botswana kennen kaum Einschränkungen. Alles natürlich unter Einhaltung der bekannten Hygienemassnahmen, Maskentragpflicht sowie den Abstandsregeln. Einige Lodges in Mosambik sind ebenfalls offen und bieten sogar vor Ort den PCR- oder Antigentest an, damit die Gäste nach ihrem Strand-Aufenthalt unbekümmert nach Hause reisen können.  I

Wanner: Alle Destinationen im Südlichen Afrika sind offen für Touristen. Es ist ein negativer PCR-Test bei Einreise erforderlich. Bei der Rückreise aus Südafrika gilt aktuell eine Quarantäne-Pflicht trotz tiefer Fallzahlen vor Ort.

Botswana
Botswana

Welche Ziele werden am schnellsten wieder zu einer gewissen Normalität zurückfinden?

Eckert: Ich gehe davon aus, dass Länder wie Namibia, Botswana und Südafrika relativ schnell in eine gewisse Normalität zurückfinden. Alle drei Länder verfügen – im Vergleich mit den Nachbarn – über eine relative gute Infrastruktur und setzen stark auf den Tourismus. Namibia und Südafrika haben bereits mit impfen begonnen, Botswana steht kurz vor dem Impfstart.

Gehring: Ruanda, da extrem klare, konsequente Corona Strategie/Bewältigung. Aber auch in Kenia und Uganda (und Tansania) ist auf einer Reise sehr wenig von Corona spürbar, da sich die Gäste vorwiegend in «menschenleeren» Nationalparks aufhalten.

Nauli: Tansania, Botswana, Südafrika, Kenia und Namibia.

Stewardson: Namibia könnte eines dieser Ziele sein. Das Land ist ja bekannt dafür, dass es weite, offene und menschenleere Landschaften bietet – genau das, was gesucht wird. Auch Botswana, dessen touristische Infrastruktur für geführte Campingreisen oder Flugsafaris nach wie vor besteht, ist ein mögliches Ziel.

Talavera: Das ist sehr schwierig einzuschätzen. Ich gehe davon aus, dass dies das südliches Afrika mit Namibia, Südafrika und Botswana sein wird.

Wanner: Südafrika, Namibia und Botswana.

© Pixabay

Rechnen Sie nach Erleichterungen mit einer relativ raschen Erholung des Tourismus ins östliche und südliche Afrika?

Eckert: Ja, grundsätzlich schon. Entscheidend wird der Erfolg der Impfung sowohl in den Destinationen als auch bei uns sein. Die nächsten drei Monate werden wegweisend.

Gehring: Sobald die Einschränkungen auf beiden Seiten stark abnehmen, dürfte sich die Nachfrage sehr positiv entwickeln. Auch in Afrika herrscht ein Nachholbedarf und die Destinationen sind aufgrund der «Weite» wohl risikoarm bereisbar.

Nauli: Ja, definitiv, die Frage ist nur per wann.

Stewardson: Ich rechne generell nicht mit einer schnellen Erholung. Die vor-covid Reiselust wird nur langsam zurückkehren. Es wird vermutlich noch eine Weile dauern, bis z.B. grenzüberschreitende Reisen möglich sind.

Talavera: Ja, der Nachholbedarf ist gross und wenn wir hier in der Schweiz in den nächsten Winter kommen, hat die Südhalbkugel Sommer. Perfekt also, um an die Wärme zu reisen.

Wanner: Ja, die Destinationen im Südlichen Afrika sind bereit dafür, wieder Touristen zu empfangen. Die Destinationen bieten viel Platz und eignen sich daher ideal für Reisen. Die Hotels haben umfassende Schutzkonzepte eingeführt. Man ist zumeist abseits der Massen unterwegs und viele Hotels und Lodges bieten nur wenige Zimmer.

Fotos: South African Tourism

Wie schätzen Sie die generellen Aussichten für den Tourismus ins östliche und südliche Afrika für dieses Jahr ein?

Eckert: Wir rechnen für dieses Jahr für unser Geschäft mit einem Volumen von rund 50% von 2019 – mit einem Schwerpunkt der Abreisen in den Monaten August bis Dezember. Für 2022 sind wir dann optimistisch, dass wir von einem gewissen Bounce back profitieren können und an die Entwicklung vor Covid-19 anschliessen können.

Gehring: Von Destinationsseite her sehr gut. Vor Ort wird viel getan, um sichere Reisen zu ermöglichen. Zudem verfügen die Destinationen, wie bereits erwähnt, über einen grossen Vorteil fernab der Massenströmungen. Und ganz wichtig: Afrika braucht den Tourismus mehr denn je!

Nauli: Bis im Sommer wird die Nachfrage verhalten sein. Doch sobald die viel zitierte Impfung bis Ende Juni in der Schweiz durch sein sollte, bin ich überzeugt, dass per Ende Jahr spätestens anfangs nächstes Jahr Afrika durchstarten wird.

Stewardson: Es ist im Moment schwierig zu sagen, wie es z.B. im Herbst aussieht, in den wichtigsten Monaten für Namibia oder Botswana. Werden Impfungen für Flüge oder für die Einreise Pflicht? Einige unserer Kunden haben uns schon gesagt, dass sie sich nach erfolgter Impfung ziemlich schnell bei uns melden werden.

Talavera: Ich bin überzeugt, dass wir den Re-Start im späten Sommer mit relativ kurzfristigen Buchungen für Herbst und dann für 2022 erleben werden. Sobald Herr und Frau Schweizer geimpft sind, werden sie auch wieder nach Afrika reisen. Darauf freue ich mich!

Wanner: Dies ist sicherlich abhängig davon, wie schnell es mit den Impfungen vorwärts geht. Es besteht jedoch ein grosser Nachholbedarf für Reisen ins Südliche Afrika und wir hoffen auf viele Buchungen für die zweite Jahreshälfte 2021. Wir rechnen jedoch damit, dass die Nachfrage erst im 2022 wieder richtig anziehen wird. (TI)