Easyjet schluckt den Rest von Air Berlin

Nach 39 Jahren ist der letzte Vorhang für die ehemals zweitgrösste Airline Deutschlands gefallen.
Air Berlin
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Am Freitag ist eine Ära zu Ende gegangen. Um 23:46 Uhr landete der letzte Flug von Air Berlin in Tegel. Es war ein emotionaler Abschied: Der Pilot David Mc Caleb folg eine Abschiedsrunde in Form eines Herzens über Berlin, bevor nach der Landung etliche Mitarbeiter des Flughafens die ehemals zweitgrösste Airline Deutschlands endgültig verabschiedeten. Nach 39 Jahren ist der letzte Vorhang gefallen. Ebenfalls keine Zukunft gibt es für die Schweizer Air-Berlin-Tochter Belair.

Auch Easyjet übernimmt Teile von Air Berlin
Kurz darauf teilte das Unternehmen mit, dass Easyjet 25 Flugzeuge inklusive der dazugehörigen Slots für rund EUR 40. Mio. von Air Berlin übernehmen werde. Die Flugzeuge würden hauptsächlich am Flughafen Berlin-Tegel stationiert. Für viele ehemalige Air-Berlin-Mitarbeiter könnte dies eine gute Nachricht sein, denn rund 1000 Stellen sollen neu von Easyjet ausgeschrieben werden. «Das ist gut für die Air-Berliner, die attraktive Arbeitsplatzangebote in Berlin erhalten», teilte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann mit. Es sei zudem auch gut für den Luftverkehrsstandort Deutschland, da Wettbewerb und attraktive Angebote erhalten würden.

Alle Bieterverhandlungen erfolgreich abgeschlossen
Somit habe Air Berlin nach dem Verkauf von Niki und der Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) an die Lufthansa Group, der Frachttochter Leisure Cargo an Zeitfracht sowie der Air Berlin Technik an die Bietergemeinschaft Nayak/Zeitfracht, sämtliche Bieterverhandlungen erfolgreich abgeschlossen, teilt das Unternehmen mit. Für rund 80% der Mitarbeiter seien Anschlussbeschäftigungen gefunden worden.

Experten befürchten höhere Ticketpreise ab der Schweiz
Der Kauf steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Gläubigerausschusses, des Sachwalters sowie der EU-Kommission in Brüssel. Dasselbe gilt für die 81 Maschinen, die bereits zuvor von der Lufthansa-Gruppe übernommen wurden. Was die oft geäusserte Befürchtung angeht, dass der mächtige Kranich nun die Preise auf vielen Strecken erhöhen würde, versprach Lufthansa-Chef Carsten Spohr stabile Preise. Dies bezweifeln die Experten – so sagte Urs Wagenseil, Leiter Tourismus an der Fachhochschule Luzern gegenüber der «NZZ am Sonntag», das faktische Monopol der Lufthansa-Gruppe ab Zürich werde zu höheren Preisen führen, «auch, was die Ferienfliegerei betrifft.» In derselben Zeitung äusserte sich auch Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reise-Verbands skeptisch: «Die Preise für Ferienflüge werden wegen der Marktmacht der Lufthansa-Gruppe mit grosser Wahrscheinlichkeit steigen.»

Eurowings ist bereit für Expansion
Denn viele Strecken, die zuvor von Air Berlin oder Niki geflogen wurden, dürfte in Zukunft Eurowings übernehmen. Um den rasanten Ausbau und das schnelle Wachstum überhaupt stemmen zu können, werden etliche neue Mitarbeiter benötigt. Deshalb hat sich nun Eurowings mit der Vereinigung Cockpit auf einen «Tarifvertrag Wachstum» geeinigt. Dieser Abschluss ermöglicht Eurowings das angekündigte Wachstum durch Neueinstellung von Personal in Deutschland umzusetzen. «Hierdurch werden zusätzliche Arbeitsplätze für Cockpitpersonal mit Vorerfahrung geschaffen sowie Perspektiven für das Bestandspersonal eröffnet», teilt das Unternehmen mit. (ES)