Ringen um Air Berlin: Vorerst kein Teilverkauf von Niki

Mit TUI ist auch ein Veranstalter an den Verhandlungen dabei. TUI-Suisse-CEO Martin Wittwer rechnet nicht mit einem Grounding und erwartet eine schnelle Lösung.

Die gestrige Auftaktsitzung des fünfköpfigen Gläubigerausschusses von Air Berlin hat der Fortsetzung des Flugbetriebs zugestimmt. Zudem soll ein Zeitplan für die nächsten Schritte festgelegt werden. Spekulationen, wonach Air Berlin bereits zerschlagen und aufgeteilt werde, bestätigten sich aber nicht.

Allerdings hatte Lufthansa ihr Kaufangebot konkretisiert: Wie erwartet, ist das Unternehmen primär an der nicht insolventen Tochter Niki interessiert und nannte offenbar auch einen konkreten Kaufpreis. Ein Kaufangebot für die gesamte Air Berlin legte Lufthansa nicht vor. Als weitere Interessenten gelten der Billigflieger Easyjet und die Thomas-Cook-Tochter Condor. Auch der Investor Hans Rudolf Wöhrl sowie Ryanair haben ihr Interesse kundgetan und wollen Air Berlin als Ganzes übernehmen. Dies verkompliziert die Sache zusätzlich. Deshalb hat das Gremium des Gläubigerausschusses eine Entscheidung über den Verkauf von Niki auf nächste Woche verschoben. Sämtliche Entscheidungen stehen jedoch stets unter dem Vorbehalt, dass die zuständigen Kartellbehörden zustimmen müssten. Fazit: Vorerst geht es weiter wie bisher.

TUI will Grounding unbedingt verhindern

Mit TUI ist ein weiterer grosser Veranstalter in den Fall Air Berlin involviert. «Wir nehmen an den Gesprächen teil, denn seit 2009 sind zwölf unserer Tuifly-Maschinen sowie deren Besatzung in eine zehnjährige Vermietung an Air Berlin/Niki ausgeliehen. Ein Grounding der Air Berlin wollen wir verhindern, weshalb unser Konzern an den Verhandlungen teilnimmt. Denn TUI ist weiterhin an einer optimalen Lösung für den Markt, aber auch für die Besatzung interessiert», sagt TUI-Suisse-CEO Martin Wittwer gegenüber TRAVEL INSIDE.

TUI Suisse gehört in der Schweiz zu den grössten Kunden von Air Berlin/Niki. Wittwer dazu: «Fakt ist, dass Air Berlin insolvent ist und nicht Niki, welche für uns ab Zürich vor allem im Sommerflugplan enorm wichtig ist. Selbstverständlich hängen diese zusammen, weshalb ich schwer davon ausgehe, dass man sehr zügig vorwärts macht und die Zukunft von diesem Ferienflieger noch in den kommenden Tagen klärt.» Für den Winter hat TUI Suisse praktisch keine Risiken bei Air Berlin/Niki, es wird auf den Priopartner Edelweiss gesetzt: «Was uns natürlich beschäftigt, ist dann der Sommer 2018. Aber hier will und kann ich nicht spekulieren», so Wittwer.

Ganzes E-Commerce-Team auf Jobsuche

Air Berlin beteuert, dass der Flugplan wenn immer möglich eingehalten werde. Wie wenig die Mitarbeiter aber an eine Zukunft von Air Berlin als Unternehmen glauben, zeigt das Beispiel des Air-Berlin-E-Commerce-Teams: Sie haben kurzerhand eine eigene Website aufgebaut und bieten sich als komplettes Team zum Verkauf an. Die prominente Jobsuche wird wie folgt begründet: «Die letzten Wochen waren für uns alle eine harte Zeit. Aber wir geben nie auf, unser Spirit lautet: Die Show muss weitergehen. Air Berlin hat Insolvenz angemeldet. Jetzt brauchen wir eine neue Herausforderung – wollen Sie Ihren E-Commerce ankurbeln?», so Pascal Volz, Vice President E-Commerce & Online Sales bei Air Berlin. (ES)