Skywork stellt Flugbetrieb ein – Bern Airport «nicht unmittelbar gefährdet»

Die Berner Airline muss ihre Flotte aus wirtschaftlichen Gründen grounden. Ein harter Schlag für 120 Mitarbeiter, 11’000 Passagiere sowie ihre Homebase Bern.

«Ein schwarzer Monat für die Schweizer Luftfahrt» titelte TRAVEL INSIDE im letzten Oktober. Damals wurde das (erste) Aus von Belair bekannt und Skywork musste ihre Flotte vorübergehend grounden. In diesem August wiederholt sich die Geschichte: Belair wird endgültig liquidiert, und Skywork stellt den Betrieb abermals ein – diesmal aber für immer. Die wichtigsten Informationen dazu:

Das Grounding

Nach der Landung der letzten flugplanmässig ankommenden Maschine stellte Skywork Airlines gestern Mittwochabend den Flugbetrieb ein. «Nach gescheiterten Verhandlungen mit einem möglichen Partner sind die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht mehr gegeben, den Betrieb weiterzuführen», teilt die Airline mit.

Als Konsequenz gibt Skywork Airlines die Betriebsbewilligung freiwillig an das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) zurück. Die weiteren Schritte liegen nun beim Konkursrichter. Weitere Informationen gibt die Airline nicht.

Damit verlieren 120 Mitarbeiter ihren Job. Sie und alle Partner wurden gestern erst nach Landung der letzten Maschine informiert – aus Sicherheitsgründen, wie die Airline schreibt.

Die Passagiere

Das BAZL teilt mit, dass von der Einstellung des Flugbetriebes rund 11’000 Passagiere betroffen sind, die ihre Flugtickets bereits bezogen haben. Für sie wurde die Hotline 058 465 95 96 eingerichtet. Das BAZL gibt zudem folgende Empfehlungen ab:

  • Wenn Sie über ein Reisebüro gebucht haben, setzen Sie sich mit dem Reisebüro / der Buchungsstelle in Verbindung. Das Reisebüro wird sich bei einer gebuchten Pauschalreise um eine Flugalternative kümmern.
  • Falls der Reiseveranstalter ein Schweizer Reisebüro ist, kann man sich bei Schwierigkeiten mit dem Reisebüro an den Ombudsman der Schweizer Reisebranche wenden: https://www.ombudsman-touristik.ch/home
  • Bei Buchungen über Internetplattformen empfiehlt das BAZL, die Buchungsstelle zu kontaktieren, weist jedoch darauf hin, dass diese meist kein Reiseveranstalter, sondern nur ein Vermittler ist und die Situation für die Passagiere dieselbe ist, wie wenn sie direkt bei der Fluggesellschaft gebucht haben.
  • Bei Direktbuchungen bei der Airline müssen Passagiere ihre Forderungen (wie z.B. Ticketkosten) im Rahmen des Konkursverfahrens beim Konkursverwalter anmelden. Sobald weitere Informationen vorliegen, wird das BAZL die Kontaktdaten des Konkursverwalters veröffentlichen.
  • Den Passagieren wird geraten, ihren Versicherungsschutz zu prüfen. Allenfalls besteht eine Annullationskosten-Versicherung für den Insolvenzfall.
  • Falls die Ticketgebühren mit einer Kreditkarte bezahlt wurden, rät das BAZL den Passagieren, ihre Kreditkartengesellschaft zu kontaktieren, um zu prüfen, ob eine Rückerstattung der Ticketkosten möglich ist.

Der Flughafen Bern

Für den Bern Airport ist es ein harter Schlag, verliert er mit dem Wegfall von Skywork doch einen Drittel seines Umsatzes sowie rund 60% aller Flugverbindungen. CEO Mathias Gantenbein sagt aber, dass es für diesen Fall Szenarien gebe. «Die Existenz des Flughafens ist nicht unmittelbar gefährdet. Wir haben die Akquisitionsbestrebungen bei anderen Fluggesellschaften intensiviert, um möglichst zeitnah die nachfragestärksten Destinationen im Streckennetz erhalten zu können», so Gantenbein. Dabei sei der Flughafen auf die aktive Mitwirkung aus der Wirtschaft und dem Tourismus angewiesen.

Die Vorgeschichte

Skywork hat eine äusserst bewegte Geschichte am Flughafen Bern. Eine übermässige Expansion brachte die Airline vor einigen Jahren an den Rand des Zusammenbruchs. Das neue Management unter CEO Martin Inäbnit konnte die Situation zwischenzeitlich stabilisieren; wie genau sich die Airline finanziert, war aber stets unklar. Vor zehn Monaten musste Skywork ihre Flotte bereits einmal grounden, weil sie keinen Finanzierungsnachweis erbringen konnte und das BAZL ihr daraufhin die Betriebsbewilligung entzog. Einige Tage später schaffte die Airline die Kurve aber nochmals.

Skywork versuchte dabei stets, die beschränkten Wachstumsmöglichkeiten in Bern mit anderen Projekten zu kompensieren, etwa mit Flügen ab Basel, mit Schweiz-fremden Strecken wie etwa Graz–Berlin oder ganz neu mit einer Basis in Lugano. Dafür kündigte sie vor wenigen Tagen an, die Städteverbindungen ab Bern einer genauen Prüfung zu unterziehen. Anfang Woche machte dann die Meldung die Runde, dass Skywork ihr Aktienkapital verdoppelt habe – wohl ein letzter Versuch, eine Überschuldung zu reduzieren. Es sollte nicht reichen. (SJ)